S.T.A.L.K.E.R.
Stalker: Shadow of Chernobyl ist ein Spiel von 2007. Normalerweise ist so eine Information nichts für einen politischen Blog, sondern eher was für Spiele Reviewer. Doch im Ukraine Krieg wurde das ukrainische Entwicklerstudio GSC Game World selbst Opfer von Waffengewalt.
Allein im Spiel ging es schon um brisante Hintergründe
Die Prämisse von Shadow of Chernobyl ist ziemlich einfach – der Spielercharakter, ein namenloser Stalker (was Stalker sind, erzählen wir gleich), der nur als „Markierter“ bezeichnet wird, wird von einem anderen namenlosen Stalker aus einem sogenannten Todeslaster gerettet, der ihn im Austausch an einen Händler namens Sidorovich abliefert.
Der Markierte leidet an einer, damals relativ verbreiteten, „Trope – Amnesie“ – und das einzige, was er hat, ist eine einfache Anweisung in seinem PDA, die lautet: „Töte Strelok.“ Bei dem Versuch, Antworten zu finden, begibt sich der Markierte auf eine Reise, um Strelok zu finden, ein Weg, der ihn immer tiefer in die Zone um das ehemalige Kernkraftwerk Tschernobyl führt.
Jetzt ist die „Zone“ die „Zone der Entfremdung“, die das Kernkraftwerk umgibt. Im alternativen Universum (es ist ein Science Fiction Spiel) von STALKER gibt es jedoch mehr als nur Strahlung, um die man sich Sorgen machen muss.
Das Gewebe der Realität selbst schwankt, die Landschaft ist übersät mit Anomalien, die der Physik trotzen, die Fauna ist zu grotesken Monstern mutiert, und wertvolle „Artefakte“ mit verschiedenen übernatürlichen Eigenschaften haben dazu geführt, dass viele Männer illegal in die Zone eingedrungen sind, um ihr Glück mit dem Verkauf besagter Artefakte zu machen.
Stalker gab es wirklich, um das ehemalige Kernkraftwerk
Bis zum Einmarsch russischer Truppen in den letzten Wochen.
Das Spiel hat die Bezeichnung „Stalker“ tatsächlich erfunden. Doch nach dem Spieleverkauf benannten sich echte „Stalker“ auf dem Gelände des ehemaligen Kernkraftwerks. Sie drangen in die Sperrzone ein und hielten echte Überlebensspiele ab. Diese hatten mit Strahlung, schneller Fortbewegung und dem geringen Zeitlimit zu tun, welches man tatsächlich hat, bevor man ernste Strahlungsschäden erleidet.
Dann sind da noch Menschen, die untertauchten, vor der Justiz oder vor Kriminellen.
Die Stalker wohnten in den alten Städten um das Kraftwerk herum, beispielsweise dem Satellitenort Pripjat, der heute komplett verlassen sein müsste. Damals hat die Sowjetunion diesen Ort extra geschaffen für tausende Angestellte und ihren Familien. Diese Orte wurde auf mehrere Generationen angelegt. Es gab Krankenhäuser für Entbindungen (auch für Strahlenschäden), Kinderhorte, Grundschulen, höhere Schulen, das Kernkraftwerk als Arbeitsplatz, bis hin zu Seniorenresidenzen und Friedhöfen. Und es gab dort jede Menge Wohnhäuser.
In den Wohnhäusern boten sich sowohl Wohngelegenheiten, als auch weitere reale Spielmöglichkeiten für die Stalker. Es wurden Schnitzeljagden für Erwachsene in den Häusern abgehalten. Sachen mussten in den Häusern gesucht werden. Es wurde eine Strecke, um und durch das Haus, für Parcour Rennen angelegt. Und noch einiges mehr.
Die Stalker lebten dabei ziemlich unhygienisch und ungemütlich. Immerhin gibt es keinen Strom (da dieser ja vom Kernkraftwerk kommen sollte, kein fließendes Wasser und keine Heizung). Die Stalker, kamen also im Sommer, mit Generatoren und mitgebrachtem Trinkwasser. Wer dort dauerhaft leben musste, lebte mit warmer Kleidung, den Generatoren und Wasser aus Regenspeichern oder Wasser aus eingesammelten Schnee.
Eine sehr authentische Umgebung
Das Spiel „Stalker – Shadow of Chernobyl“ hat dabei eine sehr authentische Atmosphäre geboten. Die Gebäude, die Fauna, die Sperrbereiche, alles war so, als wäre mindestens einer der Entwickler schon mal dort gewesen.
Auch die „Fraktionen“, die sich, unter den Stalkern gegenüberstehen, traf man, bis vor kurzem, bei den echten Stalkern wieder. Die Gruppen, die sich dort bildeten, spielten den Hass aufeinander nicht nur. Der war durchaus echt. Die echten Gruppen dort, verglichen sich mit einer anderen Spielereihe: „Grand Theft Auto“. Die Gruppen dort waren auch mit echten Waffen unterwegs.
Auch die Werkstätten für Waffen gab es dort, bis letzten Monat, wirklich. Dafür wurden dann die Autowerkstätten genutzt, die die Sowjetunion für die vielen Autos errichtete, die da heute, ganz schön verrostet (wie auch im Spiel) herumstehen.
Es kam aber schon mehrere Jahre nicht mehr vor, dass Trinkwasser oder Stromgeneratoren mit Waffen geraubt wurden.
Der Ukraine Krieg
Der Ukraine Krieg aktuell in Tschernobyl. Am 24.02.2022 stellten sich russische Truppen den ukrainischen Truppen in Tschernobyl (oder wie man es eigentlich aussprechen sollte „Chornobyl“) entgegen. Tschernobyl liegt in der Nähe der Ukrainisch-Belarussischen Grenze. Russland hatte seine Truppen in Belarus stationiert und konnte das Gebiet noch relativ einfach überfallen und übernehmen.
Zu Beginn der Kämpfe wurden alle Stalker aus dem Bereich evakuiert.
Einen Tag später, am 25.02.2022 zogen sich die ukrainischen Truppen zurück und Russland erklärte Tschernobyl als eingenommen.
Bis heute hat Russland einen Ring aus Panzern und Geschützen um das ehemaligen Atomkraftwerk gebildet, der auch die Stadt Pripjat miteinschließt.
Nach ukrainischen Angaben hat der Panzeraufmarsch der russischen Armee in Tschernobyl die Sicherheit des Strahlenschutzes extrem geschwächt.
Am 22.03.2022 wurde dann bekannt, dass es einen schweren Beschuss und ein Feuer, in der Gegend um das Atomkraftwerk, gab, welcher mutmaßlich von russischer Seite verursacht wurde (so die Stellungnahme der ukrainischen Rada). Die Raumfahrtagentur ESA machte, auf Satellitenbildern, etwa sieben Brände aus.
Die ukrainische Rada, also das ukrainische Parlament, warnte vor dem Betreten des Geländes, da dort etwa zwei Quadratkilometer in Flammen stünden.
Die Messgeräte zur Bestimmung der Strahlenwerte, in einem Umkreis von 30 Kilometern, funktionieren dort aktuell nicht.
Chornobyl
Chornobyl ist der ukrainisch-sprachige Ortsname für Tschernobyl. Die meisten kennen diesen Begriff vom 26. April 1986, als, bei einem Brand, die größte Strahlenkatastrophe, bis heute, eintrat. Die Nachrichten haben 1986 nie den ukrainischen Ortsnamen Чорнобиль (Chornobyl‘) verwendet. Auch nicht mal den originalen Ortsnamen чернобыль (Chernobyl‘). Sondern die Nachrichten haben den russisch-sprachigen Ortsnamen praktisch eingedeutscht. So entstand die Schreibweise „Tschernobyl“.
Die GSC Game World
Die GSC Game World ist der Entwickler der Spielereihe S.T.A.L.K.E.R.. Der Entwickler hat einen Sitz in Kiew.
Der Entwickler teilt ihren Fans auf dem News Reiter mit:
Das Volk der Ukraine verteidigt weiterhin seine Unabhängigkeit gegen die Streitkräfte der Russischen Föderation.
Sie begannen unsere Städte ohne Vorwarnung zu bombardieren, ihre Soldaten drangen von Norden, Osten und Süden ein. Keiner der Bürger der Ukraine wollte den Krieg, nur wenige waren dazu bereit, aber wir werden bis zuletzt für unsere Freiheit einstehen.
Wir sind unseren Fans, Freunden und Kollegen auf ewig dankbar, die sich bereits der gemeinsamen Sache angeschlossen haben, die russische Aggression zu stoppen.
Wir sind froh, Teil einer so vereinten Gemeinschaft zu sein.
Aber noch ist der Krieg nicht vorbei, und der Feind hält nicht an. Im Moment versuchen unsere Familien und Freunde entweder, Schutz vor Bombenanschlägen zu finden oder unterstützen aktiv diejenigen, die bereits unter den Besatzern gelitten haben.
Hätte man dies dort vor einem Jahr auf der Seite gelesen, wäre man davon ausgegangen, dass dies der Plot für ein neues Spiel von GSC Game World wäre. Niemand hätte erahnen können, dass vor der Haustür des Spieleentwicklers eine echte russische Invasion stattfinden würde.
Beinah alle Mitarbeiter von GSC Game World sind derzeit der ukrainischen Streitkräfte in Kiew. Die GSC Game World weist darauf hin, dass die ukrainischen Streitkräfte auf Spenden angewiesen sind.
Wir brauchen alle Hilfe, die wir bekommen können.
Sonderhilfekonto zur Unterstützung der Streitkräfte der Ukraine.
UA843000010000000047330992708
Überweisungen sind weltweit möglich.
Krypto:
BTC – 357a3So9CbsNfBBgFYACGvxxS6tMaDoa1P
ETH – 0x165CD37b4C644C2921454429E7F9358d18A45e14
USDT (trc20) – TEFccmfQ38cZS1DTZVhsxKVDckA8Y6VfCy
Internationales Rotes Kreuz
Internationale Wohltätigkeitsstiftung „COME BACK ALIVE“
https://savelife.in.ua/en/donate/ 🡥
Trotz Schmerz, Tod, Krieg, Angst und unmenschlicher Grausamkeit wird die Ukraine durchhalten.
Wie immer!
Auch die GSC Game World hat ihre Einnahmen aus den Spieleverkäufen den ukrainischen Streitkräften zur Verfügung gestellt.
Es sollte ein neues S.T.A.L.K.E.R. Spiel kommen
Mit dem gebührenden Respekt davor, dass der Entwickler derzeit gar keine Ressourcen für Spieleentwicklung aufbringen kann, sprechen wir einmal kurz über S.T.A.L.K.E.R. 2.
Der zweite Teil war faktisch vor der Beta-Test Phase (das wäre vorraussichtlich im Juni/Juli soweit gewesen). Sprich, dass Spiel sollte in den Early Access, um sich von Spielern das Feedback abzuholen, was noch verändert oder verbessert werden sollte.
Am 03.03.2022 hieß es dann aber, dass die Entwicklung derzeit gestoppt und auf Monate verzögert wurde.
Die GSC Game World machte die, wohl eigentlich selbstverständlichen Gründe, in einem Video deutlich
Die letzte Woche ist eine Ewigkeit her.
Dieser Satz der GSC Game World könnte nicht weniger beschreiben, was das Entwicklerstudio gerade durchmacht.
Die Entwicklung von S.T.A.L.K.E.R. 2 geht nun mutmaßlich in Prag weiter
Jiří Bigas vom tschechischen Gaming Magazin Vortex bestätigte aktuell den Tweet des tschechischen Gaming-Journalisten Pavel Dobrovský, dass die Entwickler die Möglichkeit bekommen sollen, nach Prag umzuziehen.
Zitat: Ein Teil des ukrainischen Studios GSC Game World (das an Stalker 2 arbeitet) zieht nach Prag um.
Dobrovský schrieb nicht, was seine Quelle für die Info ist, wann dieser Umzug stattfindet und wie sich das mit den zivilen Kiewer Verteidigungseinheiten verträgt.
Die GSC Game World twitterte nichts dergleichen. Der jüngste Tweet der GSC Game World ist vom 14.03.2022, der russische und belarussische Bürger darauf hinweist, dass die Unterstützung der Ukraine in diesen Länder als Straftat gewertet wird.
Im Youtube Video schreibt der Entwickler
Wir sind derzeit darum bemüht, unseren Angestellten und deren Familien dabei zu helfen zu überleben.
Das Youtube Video ist vom 02.03.2022