Bandera ist in Deutschland strafrechtlich unbedenklich
Zunächst zu uns selbst. Wir haben Strafanzeige gestellt, gegen einen Twitter Nutzer, der uns „wiederholt“ als „Drecks-Nazi“ bezeichnet hat. Anbei sollten wir „Scheiss Banderas“ uns auf dem Weg machen, um uns „aus Deutschland zu verpissen“.
Die Strafanzeige gemäß § 185 Strafgesetzbuch wurde an die Staatsanwaltschaft weitergereicht. Die Person hinter dem Twitter Account wird nun ermittelt.
Im Gespräch mit der Polizei wurde uns gesagt, dass wir (insbesondere unsere ukrainische Kollegin, die wir hier unterstützen) uns weiter problemlos mit Stepan Bandera identifizieren dürfen.
Beleidigungen und Bedrohungen
In einem Fall wurde uns einfach ein Screenshot mit unserer Impressumsadresse geschickt, mit dem das Wort „Nazi“ beigefügt wurde. Twitter hat diesen Beitrag, nach etwa einer Stunde, wieder gelöscht. Da dies ein, sehr offensichtlich, russischer Account war (der, darüber hinaus, Josef Stalin verherrlichte) haben wir es dort mit der Löschung gut sein lassen.
Es ist keine Ehrung aufgrund der NS Beteiligungen
Welche Beteiligungen bis zum 30. Juli 1941 wirklich von Stepan Bandera ausgingen, ist uns nicht bekannt. Auf die Ausführungen von Grzegorz Rossoliński-Liebe verzichten wir vollständig, in diesem Kontext. Liebe spricht über Gewalt an Juden in den Jahren 1942-1944.
Bandera selbst war KZ Insasse von 1941 bis zum September 1944, im Konzentrationslager Sachsenhausen. In diesem Kontext stehen wir auch zu Stepan Bandera. Nach 1944 kämpfte Bandera, zusammen mit Großbritannien, gegen die Nazis in der Ukraine. In späteren Jahren kämpfte er gegen die Sowjetunion, in der Ukraine, von Deutschland aus.
Prorussen, die selbst den Holocaust relativieren
In Russland herrscht die Ansicht, dass Bandera, im Konzentrationslager, ein „Ehrenhäftling“ war. Die Nationalsozialisten selbst stuften Bandera als „Sondergefangenen“ ein, was lediglich bedeutete, dass es keine Todesurteile gegen Bandera gab.
Twitter Nutzer suggerieren eine „Champagner Behandlung“ für Gefangene in Konzentrationslagern, die so nicht existent war. (Eine derartige „Verschönung“ und Relativierung des Holocausts ist, in Deutschland, ein Straftatbestand)
Bandera lebte in einer separierten Baracke, die sich auf dem Gelände des Konzentrationslagers befand. Er durfte das Gelände nicht verlassen, und musste zeitweilig, auf dem Gelände strafarbeiten. Er war nicht in der Lage, Menschen, außerhalb des Lagers, zu schreiben, oder gar Anweisungen zu erteilen (womit alle Gewalttaten, gegen polnische Juden, zwischen 1941 und 1944, von ihm abfallen).
Bandera gegen Lenin
In der Ukraine wurden, nach 1990, alle Statuen von Wladimir Iljitsch Lenin entfernt. Auf vielen Plätzen, in der Ukraine, wurde dann eine Stepan Bandera Statue aufgestellt.
Sowohl Josef Stalin als auch Lenin gehören zu den politischen Vorbildern Wladimir Putins. Putin ließ wiederholt den Geburtstag Josef Stalins feiern.
In Putins präferiertem Einflussgebiet, der Ukraine, ist es, für ihn, ein Affront, wenn, statt Lenin, nun die Statue von Bandera Plätze schmückt, also jenem, der für eine Sowjetunion-Freie, unabhängige Ukraine kämpfte.
Unsere Notwendigkeit einer Überwachungskamera
Die Drohungen gegen uns haben uns nun, am Samstag, eine Überwachungskamera anmontieren lassen.
Drohungen nicht auf sich Beruhen lassen
Wer in Deutschland als „Bandera-Nazi“ bezeichnet wird, kann zur Polizei gehen, sollte zur Polizei gehen. In einigen Fällen ließen es schon Personen nicht auf Twitter beruhen, wo sie, auf ihre eigenen Anfeindungen hin, ignoriert wurden.