Die Moschee am Rande einer Textilfabrik
Die Sultan Ahmed Moschee wurde in der Stadt Nordhorn 1993 für die türkische Gemeinde errichtet.
Eine erdrückende Atmosphäre
Dabei wurde die Moschee an einem Ort gesetzt, der deprimierender nicht sein konnte. Ein längst stillgelegter Kanalhafen, auf dem einst Kohle transportiert wurde. Gütergleise, die kaum noch genutzt wurden und eine Textilfabrik, die zu der Zeit gegen ihr Ende kämpfte.
Die Textilfabrik
Die Textilfabrik Nino war der Wirtschaftsmotor der Stadt. In den 60er Jahren kam aus der Fabrik ein Trenchcoat, welcher in der englischen Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“ getragen wurde. Auch Modeschöpfer wie Wolfgang Joop und Karl Lagerfeld kannten sich, dank der Firma bestens in der Stadt Nordhorn aus.
Nicht so schön für die Moschee
Für die Moschee am Rande des Fabrikgeländes konnte das die Freude wirklich steigern. Als vor einigen Jahren das Land umgebaut wurde, kamen auch die chemischen Verunreinigungen des Geländes ans Tageslicht. Jahrzente alte Chemiereste, die in den Boden einflossen, dort aber nicht biologisch abbaubar waren. Dann noch Straßen, die aufs Firmengelände führten, die schwer baufällig waren.
Und gegenüber der Hauptstraße grenzte bereits der Bau des Konkurrenzunternehmens „Norgatex“.
Nicht, dass es je Beschwerden gegeben hatte. Zumindest konnten wir keine finden.
Morgens zu Schichtbeginn fuhren die Autos der Angestellten reihenweise beide Einfahrten hoch und Abends wieder runter. Entgegenkommend der nächsten Arbeitsschicht. Man erinnere sich hier daran, was sich in 90ern noch Katalysator schimpfte.
Christliche Kirchen in der Stadt
Eine christliche Kirche war von dieser Industrielandschaft weit entfernt. Die waren viel im Innenstadtbereich, zwischen den Einkaufspassagen, am Busbahnhof der Stadt, eben da, wo auch zu der Zeit ein annehmes Stadtbild herrschte.
Man möge spekulieren, wieso eine Moschee in einem schon recht modernem Jahr wie 1993 nicht auch dort stehen konnte. Niemand weiß es heute. Dieser Grund wurde nie aufgezeichnet.
Industrie Mittendrin war auch für andere nicht schön
Arbeitsplätze hin oder her. Es stand vier industrielle Textilunternehmen mit den Jahren mitten in der Stadt. Sie mögen mal am Rande der Stadt gestanden haben, doch sie taten es längst nicht mehr. Sie waren mittendrin. Und es war bezeichnend für die Stadt Nordhorn. Sie wuchs recht spät. Wo andere Städte sich in früheren Jahrhunderten ausbreitete, wie beispielsweise die eigentliche Burgstadt Bentheim, welche nah an der Stadt Nordhorn anliegt, wuchs Nordhorn in der Neuzeit.
So wurde zwar die Grafschaft weiter nach der Burgstadt benannt, doch die Burgstadt lag als Kreishauptstadt längst viel zu weit südlich. Der Mittelpunkt des Landkreises war zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Wohnkultur wesentlich gefragter. Die Industrie hatte sich bereits angesiedelt und so bildete sie auf einem Mal die Mitte der Stadt (Alles ist heute abgerissen und wurde durch Einkaufs- und Bürogebäude ersetzt).
Die Industrie ging zuneige
Zwischen 1996 und 2003 endete dann der Industriezweig Textil für die Stadt. Und es wurde nicht sofort als schöner. Eher schlechter. Die Moschee stand nicht mehr neben einem Textilunternehmen, sondern neben einer baufälligen Ruine.
Nun wurden die Straßen erst Recht nicht ausgebessert. Da waren dann nur noch die Moschee, ein Containerunternehmen und die Industrieruine. Die Industrieruine wurde nach und nach in den Folgejahren abgebaut.
Erst 2011 wurde das „Kompetenzzentrum Wirtschaft“ im ehemaligen Bau eröffnet. Es zogen Banken, die IHK und Steuerberater in das Gebäude ein.
Heute steht ein Gymnasium, ein Großraumkino, ein Ärztehaus, ein Gebäude des Landkreises und eine Wohnanlage auf dem ehemaligen Nino Gelände. Eine weitere Wohnanlage und eine Senioren-Wohnanlage sind im Bau. Auch die Moschee hat inzwischen ein Anstrich erfahren.
Doch noch ein Happy End
Ist das komplette Grundstück verbaut, wird die Moschee in den nächsten Jahren in einer neuen Innenstadt angrenzend. Auch gegenüber, wo einst Norgatex war, ist heute eine Einfamilienhaus-Siedlung.