Warum Aogo’s Aussage anders zu bewerten ist als Lehmann’s Aussage
Vor wenigen Tagen bekam Dennis Aogo, ehemaliger Spieler bei Hannover 96 eine Mitteilung vom ehemaligen Nationaltorhüter Jens Lehmann, in der er als „Quotenschwarzer“ tituliert wurde. Aogo machte die Nachricht öffentlich. Sofort danach tauchten Mitschnitte über Aogo auf, in der er diskutable Äußerungen tätigte. Die Äußerungen haben einen Haken.
„Training bis zum Vergasen“
Diese Äußerung ist diskutabel und bedarf einiger Hintergrundinformationen. Die erste Hintergrundinformation ist die, dass Dennis Aogo’s Familie während des 1. und 2. Weltkriegs, in dessen Kontext die Aussage diskutabel ist, gar nicht deutsch war. Für einen Menschen, dessen Familie zum Tätervolk des Nationalsozialismus gehört (wie der größte Teil der deutschen Bevölkerung), hat diese Aussage einen anderen Stellenwert, als für einen Menschen, dessen Familie, zur Zeit des Nationalsozialismus, oder früher, in Nigeria gewohnt hat.
Über das Vergasen spricht er, auch wenn er selbst in Karlsruhe geboren ist und unumstößlich deutscher Staatsbürger, mit allen Rechten und Pflichten, ist, trotzdem als Außenstehender.
Die zweite Aussage
„Wenn man Familie kriegt, dann hat man immer den Wunsch nach einer festen Bleibe, sodass man nicht immer irgendwie wie ein Zigeuner von A nach B reist.“ Erstens tituliert er sich selbst als Zigeuner und nicht jemand anderen, zweitens trifft auch hier die Tatsache, dass er familiär nicht aus dem Kreis des Tätervolks des zweiten Weltkriegs.
Lehmann’s Aussage
„Ist Dennis eigentlich euer Quotenschwarzer?“ Lehmann greift damit eine andere Person an und richtet den Kontext direkt auf die Hautfarbe von Dennis Aogo. Lehmann scheint nicht registrieren, dass Dennis Aogo in Karlsruhe geboren ist und schreibt an Aogo sogar in der dritten Person über ihn.
Aogo antwortete auf Instagram mit den Worten :“WOW, dein Ernst? Die Nachricht war wohl nicht an mich gedacht!!!“
Warum ist uns hier ein Unterschied wichtig?
Wie wir schon sagten, ist Dennis Aogo in Deutschland geboren und Bundesbürger mit allen Rechten und Pflichten. Doch Deutschland assimiliert keine ausländischen Staatsbürger, wie beispielsweise den Vater von Dennis Aogo. Er hat, auch in Deutschland, ein Anrecht darauf, Unterschiede seiner Kultur und der, der gebürtigen Deutschen, in Deutschland auszuleben, insofern es mit dem Grundgesetz vereinbar ist.
Das bedeutet, dass wir Nigerianer in unsere Kultur aufnehmen müssen. Diese aber nicht in das Tätervolk des Nationalsozialismus assimilieren müssen.
Seine Aussagen waren, in seiner Position, als Person des öffentlichen Lebens unglücklich. Doch seiner „Vergasen“ Aussage steht der schlichte Punkt entgegen, dass seine familiären Vorfahren, väterlicherseits, keine Möglichkeiten hatten, an der Wahl 1933 zu partizipieren, in welcher die NSDAP in die Machtergreifung hinein gewählt wurde.
Hallo Bild-Zeitung
„Nach verbaler Entgleisung: Aogo lässt Sky Job ruhen“
Im Ernst, Bild-Zeitung? Er lässt „ihn ruhen“. Ihr habt einen fetten Artikel gebastelt, in dem Ihr den Ausdruck „Vergasen“ im Kontext des ersten und zweiten Weltkriegs erklärt.
Dann haut ihr noch Twitter News gegen den Mann raus, von Leuten, die nicht mal ein Profilbild auf Twitter einbauen können.
Dann noch schnell erklärt, was Lehmann, als Konsequenz auf seine Nachricht an Aogo, erfuhr, gleichso, als müsste Aogo die selben Konsequenzen tragen.
Vergessen habt ihr, zu erwähnen, dass Aogo’s Familie, väterlicherseits, gar nicht in den Kontext des ersten und zweiten Weltkrieges zu bringen ist.
Und dann nochmal schreiben: „Hach, er hat sich, komplett ohne Druck entschlossen, nicht mehr für Sky zu arbeiten. Und wir haben auch nichts damit zu tun.“